»Man unterließ es, Schiller in authentischer Körpergröße neben Goethe auf das Doppeldenkmal vor dem Weimarer Nationaltheater zu stellen. Um den (potentiell peinlichen) natürlichen Verhältnissen aus dem Weg gehen zu können, hält man sich in solchen Zweifelsfällen lieber an künstlerische Proportionen. Freilich bedeutet ein solcher spielerischer Umgang mit der Natur eine arge Überstrapazierung des Schillerschen Spielbegriffs. Im Schiller-Jahr 2005 gab es endlich einen Schiller in exakter Lebenskörpergröße (1,81m) - aus Pappmarché; die Werbeabteilung eines nicht unbekannten deutschen Verlages ließ sich das nicht nehmen. Auch diesen Schiller sollte man dann nicht im Regen stehen lassen, sondern als Pappkameraden pfleglich behandeln oder als Pappenheimer kennen lernen.«

aus: Rüdiger Görner, Schillers Apfel - Szenen, Gedanken und Bilder. Zu Schillers 250. Geburtstag / Berlin 2009 / S. 25